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22. Tätigkeitsbericht des Landesbeauftragten für den Datenschutz Niedersachsen für die Jahre 2013-2014
Informationssicherheit, TKÜ, Privacy by Design, Kameras:
HANNOVER. Die Landesbeauftragte für den Datenschutz Niedersachsen, Barbara Thiel, hat am Freitag in Hannover den 22. Tätigkeitsbericht für die Jahre 2013 und 2014 der Öffentlichkeit vorgestellt. Nach Angaben von Thiel ist die Themenvielfalt des 196-seitigen Berichts beeindruckend. Sie mache einmal mehr deutlich, dass die Verwendung personenbezogener Daten inzwischen alle Lebensbereiche erfasse.
Ein Feld mit „beängstigend hohem Gefahrenpotential“ ist nach den Worten der Landesdatenschutzbeauftragten die Informationssicherheit. Die globale Überwachung durch Nachrichtendienste unter anderem mittels Programmen wie PRISM oder Backdoor-Methoden habe gezeigt, wie fragil die Schutzmechanismen gegen Ausspähung tatsächlich seien. „Ich erwarte insbesondere vom Land und den Kommunen, dass sie ihrer Pflichtaufgabe nachkommen und die IT-Architektur wirksamer gegen Angriffe von innen und außen wappnen“, sagte Thiel und forderte den Einsatz sicherer Hard- und Software und eine konsequente Ende-zu-Ende-Verschlüsselung.
Deutliche Kritik übte die Landesdatenschutzbeauftragte an der von Niedersachsen und Bremen seit Oktober 2012 gemeinsam betriebenen Telekommunikationsüberwachung. „Die beim Landeskriminalamt in Hannover stationierte Anlage ging seinerzeit in den Echtbetrieb, obwohl die datenschutzrechtlichen Voraussetzungen noch nicht nachgewiesen waren.“ Trotz zwischenzeitlich nachgereichter Unterlagen unter anderem zur Betriebs- und IT-Sicherheitskonzeption seien immer noch insgesamt 44 Mängelpunkte offen. Es fehlten belastbare Aussagen zur Risikoanalyse, die erforderliche Mandantenfähigkeit der TKÜ-Anlage sei nicht nachgewiesen, und das Rechte-Rollen-Konzept sei ebenso unvollständig wie die datenschutzkonforme Protokollierung der Datenverarbeitungsschritte. Auch ein Gespräch mit dem Innenminister im September 2013 habe nichts bewirkt. „Die Erledigung der Mängelliste ist mir gegenüber nach nahezu zwei Jahren nicht nachgewiesen worden.“ Erst im Mai 2015 sei der Gesprächsfaden zwischen ihrer Behörde und dem LKA wieder aufgenommen worden. Thiel forderte das LKA Niedersachsen auf, die gesetzlich verankerten datenschutzrechtlichen Vorschriften für eine Überwachungsanlage, die tief in die Grundrechte der Menschen eingreife, in den nächsten Monaten eigeninitiativ umzusetzen und die Mängelliste konsequent abzuarbeiten.
Thiel sprach sich für die stärkere Berücksichtigung des Privacy-by-Design-Ansatzes aus, also die Berücksichtigung datenschutzrechtlicher Anforderungen schon bei der Entwicklung von Produkten. „Dadurch kann verhindert werden – und das zahlt sich letztlich auch für die Unternehmen und Behörden aus –, dass Schutzmaßnahmen mit überhöhtem Aufwand in späteren Betriebsphasen nachgebessert werden müssen.“
Nach Angaben Thiels hat das Thema Kameras in Bussen und Bahnen ihre Behörde im Berichtszeitraum erneut intensiv beschäftigt. „In den Fahrgastbereichen herrscht inzwischen eine totale Überwachung, flächendeckend und rund um die Uhr.“ Die Aufnahmen auf Vorrat zu speichern („black-box-Verfahren“), stelle aber lediglich eine Sicherheitssuggestion dar. Thiel: „Die Kameras führen im Fall eines Übergriffs gerade nicht zu einem von bedrohten oder verletzten Fahrgästen erwarteten und erhofften Polizei- oder Rettungswageneinsatz, sondern erhöhen – wenn überhaupt – die Wahrscheinlichkeit, dass Verdächtige hinterher gefasst werden.“ Auch der vielfach behauptete Abschreckungseffekt sei wissenschaftlich nicht nachgewiesen.
Von den zahlreichen im Tätigkeitsbericht vorgestellten Fällen erwähnte die Landesdatenschutzbeauftragte außerdem beispielhaft
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Artikel-Informationen
erstellt am:
27.11.2015